Die größten Alben aller Zeiten The Velvet Underground: Radikales Debüt mit Banane und Bratsche
Standdatum: 27. April 2023.
Im bunten Flower-Power-Jahr 1967 lieferten sie das düstere Kontrastprogramm: The Velvet Underground. Ihr Debütalbum mit der Sängerin Nico war zwar ein Flop, wurde aber schnell zum Kult. "Die größten Alben aller Zeiten" Bernd Schleßelmann über "The Velvet Underground and Nico'".
Darum ist "The Velvet Underground & Nico" eines der größten Alben alle Zeiten
Diese Platte war 1967 die Schattenseite des vielzitierten Summer of Love. Dabei schleicht sich das erste Stück angenehm ins Ohr: "Sunday Morning", eine verträumte Popballade. Hätte eigentlich ein Hit werden müssen. Wie gemacht für die Hippies. Doch The Velvet Underground ticken anders. Blumen im Haar und in aller Ruhe einen Joint rauchen? Das ist etwas für the Mamas & the Papas. Kalifornische Träume haben in den Texten von Lou Reed nichts zu suchen. Bei ihm geht es um die knallharte New Yorker Realität. Da wartet ein Drogenabhängiger auf seinen Dealer ("Waiting for the Man"), da treffen sich die Schönen und Verlorenen in Andy Warhols Factory ("All Tomorrow's Parties").
Reeds schnoddriger Sprechgesang und sein teilweise ohrenbetäubender Gitarrenlärm inspirierten Jahre später etliche Punkmusiker. Auch New Wave-Bands wie Television und die Talking Heads beriefen sich auf den rauen Sound von The Velvet Underground. Der kam im Grunde genommen zehn Jahre zu früh. Ich bin mir sicher, dass das sogenannte Bananen-Album 1977 mehr Aufmerksamkeit bekommen hätte und erfolgreicher gewesen wäre.
Gut zu wissen
11. November 1965: Drei Männer und eine Frau treten in der Summit High School in New Jersey auf. Es ist der erste Auftritt von The Velvet Underground. Die vier Musiker spielen demonstrativ mit dem Rücken zum Publikum. Und das, was sie spielen, klingt experimenteller als alles andere, was zu dieser Zeit angesagt ist. Kein Wunder, dass die Zuhörer irritiert sind über die Rückkopplungen auf Lou Reeds Gitarre und die elektrische Bratsche, die John Cale bedient. Dazu der dröhnende Bass von Sterling Morrison und der monotone Rhythmus auf den Drums. Die werden von Moe Tucker gespielt, eine der ersten Frauen am Schlagzeug. Der Auftritt dauert eine Viertelstunde. Drei Songs ̶ das war's. Wenig später wird der Pop Art-Künstler Andy Warhol auf die Band aufmerksam. Er ist fasziniert von ihrer ungewöhnlichen und radikalen Form der Rockmusik und finanziert ihr Debütalbum.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Vormittag, 27. April 2023, 11:45 Uhr