Die größten Alben aller Zeiten "Architecture & Morality“: Wegweisender Synthie-Pop von OMD
Standdatum: 10. April 2024.
Der Synthi-Pop in den 80ern hatte viele Facetten. OMD zählten zu den kreativsten Köpfen am Synthesizer. Mit der merkwürdigen Kombination "Architecture & Morality". So heißt ihr wegweisendes Album. "Die größten Alben aller Zeiten" – Bernd Schleßelmann über "Architecture & Morality".
Darum ist "Architecture & Morality" eines der größten Alben aller Zeiten
Ein klitzekleines, orange-farbenes Preisetikett lässt mich in Erinnerungen schwelgen: "DM 17.90 - Dodenhof" steht drauf – es klebt auf dem Cover meiner OMD-Platte, die ich nach langer Zeit mal wieder aus dem Regal ziehe. Ich war damals 17, als ich sie mir kaufte. Und man musste sich schon gut überlegen, welches Vinyl man sich zulegte. Schließlich war die Popwelt bunt und vielfältig – gerade aus England kamen Anfang der 80er viele spannende und interessante Bands. 42 Jahre später spielen OMD für mich eigentlich keine Rolle mehr. Was hat mich also an der Musik so gereizt? Ich denke, damals waren es die Kontraste, die die Band setzte. Auf der einen Seite sind da diese gefälligen Pop-Melodien, die sofort im Ohr hängenbleiben. Am besten ist das bei "She's Leaving" und "Souvenir" zu hören. Auf der anderen Seite sind das die sphärischen Klänge am Synthesizer. Der Titelsong und das fast achtminütige "Sealand" könnten auch von Kraftwerk und Brian Eno stammen. Das hatte was – jedenfalls für jemanden, der auch Vangelis und Tangerine Dream hörte. So wie ich. Und ich gebe es zu – auch der ungewöhnliche Bandname "Orchestral Manoevres In The Dark" faszinierte mich. Schwer zu merken, schwer auszusprechen. Und was sollte der überhaupt bedeuten? Auch der Albumtitel "Architecture & Morality" klang richtig bedeutungsvoll und intellektuell. Fand ich mit 17 irgendwie cool. Gedanken über die Bedeutung habe ich mir kaum gemacht – ich habe lieber den Dudelsack-Sound von "Maid Of Orleans" gehört.
Gut zu wissen
OMD steht für "Orchestral Manoeuvres In The Dark" oder auf Deutsch "Orchestermanöver im Dunkeln". Ende der 70er standen die Freunde der Musiker auf Bands wie Genesis oder Pink Floyd. Davon wollte die Band sich ganz klar abgrenzen, der Name sollte auf gar keinen Fall nach Rock klingen. Ideen soll Andy McCluskey zuvor an seiner Schlafzimmerwand gesammelt haben – dort sollen sämtliche Bandnamen auf Zetteln an die Wand gepinnt gewesen sein. Aber als sie beim legendären Liverpooler Club "Erics" etwas blauäugig anfragten, ob sie ein Konzert geben dürften, musste alles ganz schnell gehen. McCluskey: "Um ehrlich zu sein, wir haben nicht damit gerechnet, dass sie uns erlauben würden dort zu spielen. Als dann aber wider Erwarten das 'Yes' kam, war damit die Frage verbunden, wie heißt denn eure Band?" So fiel die Wahl spontan auf das "Orchestermanöver". Die Musik kam so gut an, dass die Chefs vom "Erics" sie direkt an den nächsten Club weiterempfahlen. Und der Name blieb.