Auf ein Wort Perfekter Advent

Autor/Autorin

  • Pastorin Jeannette Querfurth

Es ist Advent auf Instagram und Facebook. Und es ist Stress. Alles wird perfekt in Szene gesetzt und fotografiert. Frauen überschlagen sich seit Wochen beim Backen von Kipferln, Spitzbuben, Feenküsschen und Stollengebäck. Wer nur 5 Sorten backt und die auch noch mit simplen Streuseln dekoriert, hat schon verloren. Mit weniger als 30 Sorten kunstvollster Naschereien mit Baiser und Blattgold braucht man gar nicht erst zur Kamera zu greifen. Den Vogel abgeschossen hat eine Frau, die sich kurzerhand zwei Wochen Urlaub genommen hat, um über 100 Sorten Kekse zu backen. Einfach so. Für Instagram.

Aber auch viele Mütter sind zur Zeit im Stress. Tomte oder Vivi sind nämlich pünktlich zum 1. Advent in viele Wohnungen eingezogen. Echte Wichtel, mit kleinen Holztürchen irgendwo an der Wohnzimmerwand und allerlei winzigen Möbeln und Dekozubehör. Wichtel sind seit einigen Jahren der Renner in vielen Familien. Aber auch Wichtel machen manchmal Stress, wenn sie Instagram-tauglich sein sollen. Wichtel sind nachtaktiv und so erleben Tomte oder Vivi des Nachts viele kleine Abenteuer in der Wohnung, die sie den Kindern des Hauses auf winzigen Briefen berichten. Jeden Morgen liegt daher ein kleiner Brief im Kinderzimmer und die Deko vor der Wichteltür ändert sich. Natürlich werden auch niedliche Deko und winzige Briefchen täglich auf Instagram und Facebook präsentiert. Darum muss alles recht kunstvoll aussehen für den großen Wettbewerb um die kreativste Wichtelgeschichte. Perfekt eben.

Ich finde, Kekse zu backen und die Wohnung liebevoll zu dekorieren sind wunderschöne Möglichkeiten, um die Adventszeit zu genießen. Aber der Wunsch nach Perfektion macht am Ende Stress. Denn irgendwer wird immer noch eins drauf setzen. 120 Sorten Kekse backen und noch schönere Wichteldeko inszenieren.

Wir leben in schwierigen und beunruhigenden Zeiten. Ich wünsche allen, dass sie im Advent auch mal abschalten und genießen können. Das gelingt aber leichter, wenn der Advent zu keinem Wettbewerb um die schönste Deko und das raffinierteste Gebäck wird.

Ich sag‘ mal so: Der, um den es im Advent eigentlich geht, ist ganz unfotogen zur Welt gekommen. Kein dekoriertes Kinderbett, kein Glitzer, sondern eine ärmliche Futterkrippe aus Holz. Nicht mal Lichterkette oder Lametta. Die Heilige Nacht ist so vieles, aber eines nicht. Perfekt.

Dieses Thema im Programm: 17. Dezember 2023, 7:40 Uhr

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Der Vormittag mit Dirk Böhling

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