Die größten Alben aller Zeiten Bewegendes Debüt mit Poesie und Punk
Standdatum: 13. Oktober 2022.
Sie ist Sängerin, Lyrikerin und Performance-Künstlerin. So eine wie sie gibt es kein zweites Mal: Patti Smith ist in der Musikszene ein echtes Unikat. „Horses“, ihr Debütalbum, war wegweisend für die Punk-Bewegung. „Die größten Alben aller Zeiten“ - Bernd Schleßelmann über „Horses“.
Darum ist „Horses“ eines der größten Alben aller Zeiten
Als Patti Smith Ende 1975 ihr erstes Album veröffentlichte, hielt sich der kommerzielle Erfolg in Grenzen. Ein bescheidener Platz 47 in den amerikanischen Billboard-Charts – mehr war nicht drin. In den Rankings der besten Alben aller Zeiten liegt „Horses“ aber regelmäßig weit oben. Ein aufsehenerregendes Debüt – aber warum? So urteilten die Kritiker der Fachpresse:
"Irgendwie war nach dieser Platte alles anders, nicht nur die Vorstellung, was Rockmusik ist und sein soll. "Birdland" etwa wirkt so schwerelos und frei von Zwängen, fast jazzig. "Gloria" und "Free Money" sind Hymnen eines New Yorks, das in dieser Form nicht mehr existiert.
Rolling Stone
Patti Smith verfügt über eine Stimme, die Gefühle ausdrückt und anspricht, wie man es bisher noch von keinem/r Sänger/in erlebt hat. Ob man ihr nun wünschen soll, von der Peter Stuyvesant-Generation entdeckt zu werden, ist noch die große Frage. Springsteen und die schon beginnenden Kommerzialisierungs-Erscheinungen im Reggae sollten ihr ein abschreckendes Beispiel sein.
Sounds
Auf "Horses" produziert von John Cale, verschmilzt Smith die Beatnik-Coolness der 50er, die hippieske Esotorik der 60er und die Prä-Punk-Poesie der 70er, keucht, singt, deklamiert und flüstert schier endlose Wortkaskaden, begleitet vom rudimentären, mal höllisch lärmenden, mal sanft mäandernden Garagenrock.
Musik-Express
Gut zu wissen
Die vierte Rockpalast-Nacht des WDR gehört zu den legendärsten und unvergessenen Nächten der Musiksendung. Und das lag vor allem an Patti Smith, obwohl sie nicht gerade ihren besten Tag erwischt hatte. Anders ausgedrückt: Sie war völlig bekifft. Was genau passierte am 21. April 1979? Die Grugahalle in Essen ist an diesem Abend proppenvoll – die Fans im hinteren Teil drängen nach vorne. Patti Smith versucht, das Publikum zu beruhigen. „Hey everybody, just be cool“, ruft sie zunächst, wird aber schnell ungeduldig: „Stop acting like assholes and settle the fuck down“. Ein Interview in ihrem Zustand? Unmöglich. Die Rocksängerin hat überhaupt keine Lust, mit Moderator Alan Bangs zu sprechen. Vor Millionen Fernsehzuschauern hält sie sich die Hände vors Gesicht und fängt spontan an, auf ihrer Klarinette zu spielen. Bangs ist verdutzt und amüsiert zugleich. Als Patti Smith das Moderationspult verlassen hat, wird es im Hintergrund plötzlich laut: „Lasst mich auf diese verdammte Bühne!“, brüllt die Musikerin.
Patti Smith "Horses"
Arista Records
VÖ: 10. November 1975
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Vormittag, 13. Oktober 2022, 11:45 Uhr