Album der Woche Mit "High Times" sind die Mighty Oaks ganz bei sich selbst angekommen

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Die drei Musiker der Mighty Oaks sind für einige Zeit ihre eigenen Wege gegangen. Dann erkennen sie, dass sie ohneeinander nicht können.

Mighty Oaks
Albumcover: Mighty Oaks - High Times Bild: Howl Records / Sony Music Entertainment | Studio Marco Fischer

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Mit "High Times" haben die Mighty Oaks am 13. September nun ihr bisher persönlichstes Album veröffentlicht. Gut gelaunt und fokussiert auf ihre neuen Songs präsentieren Ian Hooper, Claudio Donzelli und Craig Saunders sich bei Bremen Eins. Sie alle hätten sich einfach einmal abseits der Mighty Oaks musikalisch austoben wollen, gibt Hooper unumwunden zu. Er hat sein erstes Soloalbum aufgenommen, Donzelli und Saunders schrieben den Soundtrack für die Disney-Dokuserie "Farm Rebellion". Saunders selbst veröffentlichte eine Solo-EP und begann mit dem Marathonlaufen. Donzelli war als Produzent für andere tätig und schrieb Klaviermusik. Nun aber liegt mit "High Times" das mittlerweile 5. Studioalbum der Mighty Oaks auf dem Tisch. Es umfasst zwölf Songs, die reduziert auf das Wesentliche wirklich nur die drei Musiker mit ihren Gästen Joya Marleen und Philine Sonny in den Mittelpunkt stellen. Kammermusik aus dem Folk-Bereich – ungeschönt und natürlich wie ein ungeschminktes Gesicht.

Wir haben dann einfach laufen lassen und alles, so gut es ging, in einem Stück aufgenommen und dieses besondere Live-Feeling eingefangen

Ian Hooper

Schon ihr letztes Album "Mexico" haben die Mighty Oaks pandemiebedingt in Ian Hoopers Heimstudio im Souterrain aufgenommen. Jetzt wollten die drei es noch persönlicher haben und trugen ihr Equipment nach oben in Hoopers Wohnzimmer. Dort sollten Backsteinwand und Holzfußboden für noch wärmere Klangfarben sorgen. Ein Klavier war eh schon vor Ort und so konnten die Mighty Oaks die Dinge einfach laufen lassen und haben so gut wie alles in einem Durchlauf aufgenommen – so wie unter Live-Bedingungen.

Das war unser Ziel: Einfach einen Moment zu fangen, wo der Kern des Liedes, das Schöne an dem Take da ist.

Craig Saunders

Die Mighty Oaks wollten in Ian Hoopers Wohnzimmer etwas absolut Authentisches einfangen und haben dafür sogar kleine musikalische Schlenker und Unschärfen in Kauf genommen. Sie wollten den musikalischen Moment festhalten, denn dieser kann genauso schnell verfliegen, wie er gekommen ist. Manchmal findet sich etwas in den Demos, was man später einfach nicht mehr darstellen kann, weiß Craig Saunders aus eigener Erfahrung. Die unmittelbare Schönheit und den Wesenskern eines Songs zu vermitteln, war das erklärte Ziel der Mighty Oaks bei ihrem aktuellen Album. Ein Ansatz, der in seiner Risikobereitschaft an das analoge Direktschnitt-Verfahren in den 70ern und 80ern erinnert. Das Echte und Wahrhaftige sollte gegenüber dem Perfektionismus in den Vordergrund treten.

Die Mighty Oaks mit Musikredakteur Christian Höltge bei Bremen Eins im Studio
Die Mighty Oaks mit Musikredakteur Christian Höltge bei Bremen Eins im Studio

The Mighty Oaks im Interview mit Christian Höltge

Christian Höltge sprach mit den Mighty Oaks über ihr Album "High Times".

Bild: Radio Bremen | Jan Wagenschein


Die Mighty Oaks haben mit "High Times" ihren Fokus ganz klar auf akustische Musik gelegt. Einerseits als Reaktion auf einen Hang zu Überproduktion, der erhebliche Teile aktueller Popmusik prägt, andererseits als Gegenentwurf zu einer überbordenden Bühnentechnik mit Zuspielen aus der Konserve bei Live-Shows und zu einem schleichenden Einsatz von KI. Hooper, Saunders und Donzelli wollten das Authentische ihrer Musik und ihre Stimmen in den Mittelpunkt stellen. Konsequenterweise sind sie in diesem Jahr dann auch als Akustiktrio auf Tour. Ohne Tricksereien, was sie auch auf ihrem aktuellen Album erfahrbar machen wollen. Multiinstrumentalist Claudio Donzelli betont, dass alle drei das intensive Miteinander im Studio und auf der Bühne während ihrer Auszeiten vermisst hätten. Der intime Charakter ihres neuen Albums habe sich allerdings ganz spontan ergeben. Sie hätten jede Note ganz bewusst gespielt und seien mit den Emotionen All in gegangen. Die musikalische Nähe in Ian Hoopers Wohnzimmer beruhe also nicht auf einem vorgefassten Plan, sondern auf purer musikalischer Intuition.

In diesem Fall war es eine Entscheidung live zu spielen, also auch einander zu spüren im gleichen Raum.

Claudio Donzelli

Den Live-Charakter von "High Times" und die musikalische Nähe während der Aufnahmesessions hat Nikolai Poffhoff, der schon die beiden Vorgängeralben der Mighty Oaks produziert hat, umfassend eingefangen. Ein wichtiger Punkt, denn das gemeinsame Musikmachen war für die drei Wahlberliner schon immer so etwas wie ihr Zuhause. Denn schließlich kommen sie alle aus verschiedenen Ländern. Ian Hooper wurde in Tacoma im US-Bundesstaat Washington geboren und hat einen der neuen Songs seinem Geburtsort gewidmet. Claudio Donzelli ist Italiener und Craig Saunders kommt aus der englischen Grafschaft Somerset. Zu einer Band vereint sorgen sie dafür, dass die Mighty Oaks sich nicht entwurzelt fühlen, sondern ihre Kronen dem Licht ehrlicher Musik entgegenstrecken.

Die Demos sind unfassbar schnell entstanden.

Ian Hooper

Wie sehr die Mighty Oaks dafür gebrannt haben müssen, wieder gemeinsam Musik zu machen, lässt sich daran ablesen, wie schnell die Demos der neuen Songs zustande gekommen sind. Zehn Lieder seien innerhalb von etwa fünf Tagen entstanden, für Hutträger Hooper eine unfassbar kurze Zeit. Schon die Demos seien sehr reduziert sowie von großer Intimität gewesen. Für ihn selbst ein schöner Kontrast zu seinem viel aufwendiger produzierten Soloalbum – ein Gegenpol, der ihm sehr gutgetan habe. Da auch Saunders und Donzelli sofort auf diese abgespeckten Songentwürfe ansprangen, betrieben sie diese Reduzierung aufs Wesentliche einfach weiter. Es sollte dabei keine Rolle spielen, wie viele Instrumente sie dabei einsetzen würden. Wenn es dann nur eine einzige Gitarre war, ging das vollkommen in Ordnung. Hauptsache, die Mighty Oaks konnten das volle Potenzial ihrer neuen Songs abrufen.

Wir finden, weniger ist mehr geworden auf dem Album.

Ian Hooper

Sich auf den Kern ihrer Musik zu beschränken habe den Mighty Oaks gutgetan, ist Hooper überzeugt, und für ihr neues Album gelte: Weniger ist mehr. Das Feedback ihrer Fans habe Donzelli, Saunders und ihn darin bestätigt. Offenbar hätten viele auf solch ein bodenständiges und organisches Folk-Album gewartet. Gutgetan hat den Mighty Oaks auch die Zusammenarbeit mit zwei jungen Musikerinnen: Das sind die aus dem nordrhein-westfälischen Unna stammende Philine Sonny und die Schweizerin Joya Marleen. Mit diesen Kooperationen hätten sie Neuland betreten, erzählt Claudio Donzelli. Mit Joya hat Ian Hooper bereits einige Songwriting-Sessions absolviert, zudem haben die Mighty Oaks sie als Support auf ihre Tour eingeladen. Donzelli schwärmt von ihrer Stimme und erzählt, dass er spontan eine Vision des Songs "Kids In Love" mit ihrem Gesang gehabt habe. Somit ist diese zarte und bittersüße Kindheitserinnerung aufs aktuelle Album gekommen. Ähnlich verhält es sich mit Philine Sonny, die als Support mit Ian Hooper auf seiner Solotour unterwegs gewesen ist. Noch heute spricht der Leadsänger der Mighty Oaks begeistert von ihren gemeinsamen Shows. "Your Scars" heißt das Duett, das Philine laut Ian mit ihrer Stimme entscheidend vorangebracht hat.

Die Mighty Oaks bei Bremen Eins im Studio
Die Mighty Oaks bei Bremen Eins im Studio Bild: Radio Bremen | Christian Höltge

Man spürt die Atmosphäre, als ob man da dabei ist.

Craig Saunders

Für Craig Saunders ist das große Plus von "High Times", dass man als Zuhörer das Gefühl habe, direkt dabei zu sein. Man könne sich von der Wärme und Intimität der Songs gefangen nehmen lassen und eine gewisse Vertrautheit spüren. Das sei wie das Gespräch mit einem alten Freund nach vielen Jahren Funkstille, welches sich aber so anfühle, als sei überhaupt keine Zeit vergangen. Alle Songs seien neu, würden aber wirken, als seien sie schon lange da gewesen, bekräftigt Saunders. Die Fans der Mighty Oaks könnten mit "High Times" locker einen Bogen zurück ins Jahr 2014 mit dem Debütalbum "Howl" schlagen. Also mit voller Kraft zurück in den Schoß der folkigen Mighty-Oaks-Familie? Vielleicht nicht so ganz. Denn schließlich hätten sie ja auch schon bei Rock am Ring abgeliefert und vielleicht würden sie bei ihrem nächsten Album wieder E-Gitarre, Synthesizer und Schlagzeug auffahren, überlegt Claudio Donzelli. Schließlich sei die Reise der Mighty Oaks noch nicht zu Ende.

Wir haben einfach das getan, was uns in dem Moment guttat nach zwei Jahren Pause.

Ian Hooper

Die Mighty Oaks möchten Musik machen, die jedermann verstehen kann, egal auf welcher Etappe seines Lebens man sich gerade befindet. Thematisch geschieht das mit universellen Motiven wie Liebe, Schmerz, Freundschaft oder Fernweh. Musikalisch aufs Wesentliche eingedampft, unter Verzicht auf jedwedes Geklingel und in der Tat total fokussiert auf die Gesangsstimmen und die klare Wärme der einzelnen Instrumente. Der Titelsong "High Times" fängt all diese Facetten vorbildlich ein. Die Mighty Oaks haben – gerade in Zeiten von Streaming und dem Posten von Singles – große Freude daran, ein ganzes Album aufzunehmen, auch wenn das vielleicht ein bisschen oldschool rüberkommen mag. Aber die Tage werden kürzer, die Herbstnebel ziehen auf, man macht es sich drinnen gemütlich. Da kommen die Mighty Oaks mit "High Times", einem Album wie ein Wohnzimmerkonzert, doch gerade recht, um sich zu Hause einen heimeligen Abend zu machen und ganz bei sich selbst anzukommen.

Albumdaten
Mighty Oaks "High Times"
Howl Records / The Orchard
EAN: 0198588258637
VÖ: 13.09.2024

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Das Gewinnspiel endet am 4. Oktober 2024 um 12 Uhr.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 30. August 2024, 14:40 Uhr

Bremen Eins Livestream & aktuelle Sendung.

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