Best-of "Album der Woche" 2024 Die 4 besten Alben des Jahres
Standdatum: 27. Dezember 2024.
Auch in diesem Jahr hat unser Musikredakteur Christian Höltge wieder vier Alben aus seiner Reihe "Album der Woche" zusammengestellt, die man unbedingt anhören sollte.
Auch 2024 ist mir die Auswahl meiner vier Lieblingsalben - so wie bisher bei jedem Alben-Jahrgang - schwergefallen. Obwohl, in diesem Jahr war die Suche nach den Perlen unter den Veröffentlichungen kein Selbstläufer. Die Alben, die es in den Bremen-Eins-Fokus geschafft haben, mussten also einiges zu bieten haben – und das haben sie! Egal, ob es etwas Unerwartetes von Sheryl Crow war, ein zart dahingetupftes Seestück von Angus & Julia Stone oder ein gelassenes Alterswerk von Mark Knopfler. Wie in jedem Jahr gebe ich aber auch ganz ehrlich zu: Diese Auswahl meiner vier Favoriten ist absolut persönlich motiviert. Wenn andere abweichende Favoriten haben sollten, umso besser! Denn Aufmerksamkeit verdient haben die "Alben der Woche" von 2024 doch alle!
Nummer 4 - meine persönliche Musiküberraschung des Jahres: Ian Hooper "Ian Hooper"
Ich muss zugeben, ich mag Ian Hoopers Stimme einfach gern und hatte sie eigentlich für mich musikalisch fest im Folk-Pop verortet. Deshalb hat es mich überrascht, dass der Frontmann der Berliner Folk-Popper Mighty Oaks sein Solodebüt so ganz im Pop angesiedelt hat. Als Ian Hooper mir dann aber im persönlichen Gespräch erläuterte, dass so viel Musik in ihm steckte, dass er gar nicht anders konnte, als auch einmal solistisch unterwegs zu sein, da wurde mir klar: So einen Überschwang an Lebensfreude und positiver Energie in ein Album zu packen, muss einfach funktionieren. Und das hat es. Schlicht und einfach "Ian Hooper" heißt dieses lebensbejahende Solowerk, in welchem sich auch nachdenkliche Töne, aber vor allem viele Sonnenstrahlen finden. Ian Hooper ist mit seinem Soloauftritt meine persönliche Musiküberraschung des Jahres 2024 und meine Nummer vier bei den "Alben der Woche". Wie schön, dass Hooper den musikalischen Schlüssel zu einer Tür gefunden hat, die er zwar immer sehen, aber nicht aufschließen konnte. Nun ist diese Tür geöffnet und man kann einen Raum voller unkomplizierter Popsongs betreten. Und das macht dann auch durchaus "Happy".
Nummer 3 - mein persönliches Entspannungs-Highlight des Jahres: BRTHR "Brother"
So wohlig und kuschelig wie bei der Stuttgarter Band BRTHR und ihrem gleichnamigen Album habe ich mich in diesem Jahr selten gefühlt. Mehr laid back, mehr Lässigkeit geht nicht! Wenn dann auch noch samtige Bläser dazukommen, ist die Klangseligkeit perfekt. Deshalb haben BRTHR für mein persönliches musikalisches Entspannungs-Highlight und meine Nummer drei der "Alben der Woche" 2024 gesorgt. Absoluter Wohlklang und die Auseinandersetzung mit den Katastrophen dieser Welt sind für die einfühlsamen Musiker aus dem Ländle dabei kein Widerspruch. Ebenso wissen sie ihre musikalische Intensität in seidenweiche Klänge einzuhüllen. Deshalb haben die Songs von BRTHR auch so gar nichts Seichtes, ganz im Gegenteil: Nur zu leicht kann man sich in die mollige Tiefe ihres Sounds hineinfallen lassen. Man kann sich aber auch für den gelösten Gleitflug von "Haven’t You Heard" entscheiden – funktioniert garantiert!
Nummer 2 - meine persönliche Soundentdeckung des Jahres: Michael Kaeshammer "Turn It Up"
Da ploppte doch plötzlich jemand aus dem idyllischen Vancouver Island in meine Musikwahrnehmung herein, der nicht nur singen, sondern auch über die Maßen gut Klavier spielen kann! Der in Offenburg geborene und nach Kanada ausgewanderte Michael Kaeshammer ist der geborene Entertainer. Wie er mit seinem Klavier geradezu verschmilzt und in seiner Musik aufgeht, ist schon beeindruckend. Kaeshammer nennt das Klavier seine Komfortzone, in der ihm nichts passieren kann. Glücklich, wer als Musiker solches von sich sagen darf! Die auf diesem unerschütterlichen Selbstvertrauen gewachsene Selbstverständlichkeit seines Sounds ist es dann auch, die alle, deren Herz auch nur ein wenig für die Musik schlägt, sofort fesselt. Kaeshammers Sound ist im besten Sinne zeitlos, klar, profiliert und eben gerade dadurch immer aktuell. Genau deshalb ist dieser sympathische Tastenstar meine persönliche Soundentdeckung des Jahres und die Nummer zwei meiner persönlichen Best-of "Album der Woche". Manchmal genügen eben eine schöne Melodie und ein Klavier. "Turn It Up" heißt Michael Kaeshammers Album, bei welchem er in der Tat musikalisch, technisch und emotional aufdreht. Mich hat Kaeshammer besonders mit seiner Ballade "One More Time" berührt – und das so ganz ohne Kitsch und Gefühlsduselei.
Nummer 1 - meine persönliche Stimmentdeckung des Jahres: Cat Burns "Early Twenties"
Cat Burns verfügt über eine dieser Stimmen, die einem regelrechte Wellen von Gänsehautschauern über den Rücken laufen lassen können. Mit gerade einmal 24 Jahren singt sie wie jemand, der bereits einiges erlebt hat und dem man nichts vormachen kann. Da ist nichts Aufgesetztes und krampfhaft Herbeiproblematisiertes. Cat Burns ist daher meine persönliche Stimmentdeckung des Jahres und meine Nummer eins der "Alben der Woche" 2024. Die Engländerin mit der Samtkehle bringt in ihren tiefgründigen Songs so etwas wie Ordnung in das Gefühlschaos einer jungen Schwarzen, die 2020 ihr Coming-out als homosexuelle Person hatte. "Early Twenties" heißt das Album, welches Cat Burns mit ihrer musikalischen Präsenz bis in den letzten Winkel ausfüllt. Das tut sie unter Verzicht auf Wehklagen und Geschrei, vielmehr auf gelassene und subtile Weise. Offensichtlich ist sie sich der besonderen Ausstrahlung ihrer Singstimme bewusst und setzt diese in fein dosierten Abstufungen ein. Der Sprung, den Cat Burns von einer Straßenmusikerin zum geschätzten Support von Ed Sheeran und Sam Smith gemacht hat, ist gewaltig. Genauso wie der Eindruck, den sie auf mich gemacht hat. "Met Someone" heißt der Song, in dem alles, was Cat Burns ausmacht, für mich spürbar wird.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Abend, 30. Dezember 2024, 20 Uhr