Best-of "Album der Woche" 2023 Die 4 besten Alben des Jahres
Standdatum: 21. Dezember 2023.
Auch in diesem Jahr hat Musikredakteur Christian Höltge unter den Neuerscheinungen wieder seine Glanzlichter herausgesucht. Welche das sind, lesen Sie hier.
Wie in jedem Jahr ist mir die Auswahl meiner vier Lieblingsalben auch 2023 wieder unendlich schwergefallen. Schließlich haben alle bei den „Alben der Woche“ auf Bremen Eins vertretenen Bands und Solokünstler viel Herzblut in ihre Musik gesteckt. Überzeugende Individualisten wie der Engländer Jon Allen sind ebenso dabei gewesen wie die in unserem kollektiven Gedächtnis fest verankerten Stimmen von Herbert Grönemeyer und Sasha. Viel südliche Sonne und Wärme hatte der tiefenentspannte Australier Joel Sarakula im Gepäck und aus den Schweizer Alpen ist Profisnowboarder Pat Burgener mit seinen Songs herabgerauscht. Überzeugend waren auch Rick Astley, der sich komplett neu erfunden hat, und Mega-Star Ed Sheeran, der Verlust und Schmerz zu Herzen gehend in seinen Songs verarbeitete.
Musikalisch überrascht haben mich auch der kalifornische Sonnyboy Jason Mraz und die britische Band Blur mit ihrem charismatischen Mastermind Damon Albarn. Der ehrliche Musikarbeiter Andreas Kümmert ist wieder am Werk gewesen und stimmlich ebenso beeindruckend unterwegs wie US-Country-Star Chris Stapleton. Es sei hier also noch einmal ganz deutlich gesagt: Alle „Alben der Woche“ in 2023 haben mir großen Spaß gemacht. Aber meine vier Favoriten haben mich dann doch auf ganz besondere Weise berührt und sind zu meinen persönlichen „Best-of Album der Woche 2023“ geworden!
Nummer 4 – meine persönliche Musiküberraschung des Jahres: The Rolling Stones “Hackney Diamonds“
Ich gestehe: Ich habe mich musikalisch immer mehr im Beatles-Lager verortet als bei den Rolling Stones - wenn man denn überhaupt auf diesen stotternden „Hier-die-Beatles-da-die-Stones-Zug“ aufspringen möchte. Doch in diesem Jahr haben die in meinem Geburtsjahr gegründeten Rolling Stones für meine persönliche Musiküberraschung gesorgt und sind meine Nummer vier bei den „Alben der Woche“ 2023 geworden. Was diese ehrwürdigen Rock-Veteranen an Musik noch so raushauen, raubt mir schier den Atem. Ihr Album “Hackney Diamonds“ ist der pulsierende Beweis dafür, dass das Alter doch nur eine schnöde Zahl ist. Chapeau für dieses kraftvolle Spätwerk! Und um diesen künstlichen Graben zwischen den Beatles und den Stones zuzuschütten, ist kein Titel besser geeignet als “Bite My Head Off“ – mit Paul McCartney ebenso entfesselt wie alterslos am Bass.
Nummer 3 – meine persönliche Wiederentdeckung des Jahres: Silbermond „AUF AUF“
Die Band Silbermond hatte ich seit ihrem 2015er-Album „Leichtes Gepäck“ mehr oder weniger in eine Ablage in meinem Kopf gesteckt, wo sie drohte zu verstauben. Aber damit war es in diesem Jahr mit dem Album „AUF AUF“ vorbei. Mit seinem unverkennbaren Sound und dem offenen Blick auf die Menschen innerhalb des Gefühlschaos einer turbulenten Welt hat mich das Quartett aus Bautzen erneut gepackt. Klar in ihrer Sichtweise und authentisch kommt Frontfrau Stefanie Kloß rüber. Was sie in den neuen Silbermond-Songs erzählt, klingt dann auch entsprechend ungekünstelt. Silbermond heißt also meine persönliche Wiederentdeckung des Jahres und Nummer drei der „Alben der Woche“. Schwebender Pop-Rock made in Germany: gleichermaßen treibend und zart, leuchtend und gedimmt. So klingt es halt „Wenn’s am schönsten ist“.
Nummer 2 – meine persönliche Soundentdeckung des Jahres: Rhys Lewis “Corner Of The Sky“
Rhys Lewis heißt der englische Sänger, der sich auf der Suche nach sich selbst und seiner Musik in die ländliche Abgeschiedenheit zurückgezogen und dort für meine persönliche Soundentdeckung des Jahres 2023 gesorgt hat. Normalerweise ist musikalische Nabelschau nicht so mein Ding, aber was dieser 30-jährige Songwriter auf “Corner Of The Sky“ an Kombinationen aus akustischen und elektronischen Sounds in ausgewogener Dosierung sowie an schöner Melodik auf die Beine stellt, ist berührend. Rhys Lewis ist ein Seelenöffner und Sinnsucher, der musikalische Nähe erzeugen möchte. Mit seinem Sound, der gleichzeitig Einsamkeit, helle Weite und Losgelöstheit vermittelt, steht er bei mir ziemlich weit oben – auf Platz zwei der „Alben der Woche“. “To be Alive“ heißt der Song, der all dies perfekt einfängt.
Nummer 1 – meine persönliche Zukunftshoffnung des Jahres: Lukas Graham “4 (The Pink Album)“
Der Kopenhagener Popstar Lukas Forchhammer ist für mich seit zehn Jahren ein Garant für gekonnten Stilmix und Melodien mit Ohrwurmpotenzial. Seine Band Lukas Graham hat sich über die Jahre beinahe schon zu einem Soloprojekt entwickelt. Das tut dem Charme der Musik Forchhammers aber keinen Abbruch. In Zeiten, in denen das, was ein Song sein könnte, sich mit steigender Tendenz in hormonell aufgeladenen Klangbrei verwandelt, halten Lukas Graham die Fahne handwerklich ausgereiften und innovativen Songwritings hoch. Das macht diese kreativen Dänen mit ihrem “Pink Album“ zu meiner Nummer eins der „Alben der Woche“ 2023 und beweist mir, dass auch relativ traditioneller Pop eine Zukunft hat. Diese können Lukas Graham auch mit überschaubarem Aufwand gestalten. “This Is Me Letting You Go“ zeigt, wie das geht!
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Abend, 30. Dezember 2022, 20 Uhr