Auf ein Wort Donald Trump — ein Erlöser?

Gott wird im US-Wahlkampf von beiden Seiten instrumentalisiert, kritisiert Christof Haverkamp. Er hält das für eine ungute Mischung von Politik und Religion.

Auf dem amerikanischen Ein-Dollar-Schein steht: "In God we trust", auf Deutsch: "Wir vertrauen auf Gott." Und wenn es um den Wahlkampf in den USA geht, hat man den Eindruck: Das Bild von Gott ist jenseits des Atlantiks irgendwie anders als in Europa. Auch die gelebte Religion ist anders. Gott spielte da schon immer eine große Rolle. So werden in den Vereinigten Staaten "God bless the USA"-Bibeln verkauft. Schon vor Monaten hat der ehemalige Präsident Donald Trump seine Unterstützer aufgefordert, diese Bibeln zu kaufen. Knapp 60 Dollar kostet so ein Exemplar, und das Buch enthält zusätzlich zum Alten und Neuen Testament den Text der amerikanischen Verfassung. Kaum vorstellbar, dass Olaf Scholz oder Friedrich Merz in Deutschland Bibeln mit Grundgesetz verkaufen.

Als Trump am 13. Juli ein Attentat überlebte, sprachen er und seine Anhänger von der schützenden Hand Gottes. Sie meinten: Gott hat direkt eingegriffen und halten Trump deswegen schon für einen Erlöser. Aber greift Gott tatsächlich so unmittelbar ein? Wie war das dann beim ermordeten Präsidenten John F. Kennedy? Hat da Gott nicht eingegriffen? Es bleiben Fragen. Auch wie Joe Biden mit Gott argumentierte, hat mich irritiert. Er hat vor einigen Wochen angekündigt, seine umstrittene Kandidatur nur dann zurückzuziehen, wenn Gott ihn dazu auffordere. Ich finde, da wird in allen Fällen etwas zu viel von Gott geredet, ja Gott wird direkt für politische Zwecke instrumentalisiert. Ich glaube an Gott und daran, dass er der Herr der Geschichte ist. Aber das, was gerade in den USA geschieht, ist für mich eine ungute Vermischung der Politik mit der Religion.