Auf ein Wort Instagram-Advent

Sonnenstrahlen scheinen durch dunkle Wolken

Instagram-Advent

Sonderurlaub für perfekte Kekse und eine Wohnung wie aus der Weihnachtswerbung. Manche Menschen machen aus der Adventszeit einen Wettbewerb für Instagram und Co. Pastorin Jeannette Querfurth plädiert stattdessen für viel Genuss, aber wenig Perfektion im Advent.

Bild: Imago | blickwinkel

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Sonderurlaub für perfekte Kekse und eine Wohnung wie aus der Weihnachtswerbung. Manche Menschen machen aus der Adventszeit einen Wettbewerb für Instagram und Co.
Pastorin Jeannette Querfurth plädiert stattdessen für viel Genuss, aber wenig Perfektion im Advent.

Katrin hat sich extra Urlaub genommen. Schon Ende November. Einen Sonnabend braucht sie für den Einkauf: Mehl, Butter, Zucker, Eier, Puderzucker, Marzipan, bunte Zuckerdeko. Schokoladenkuvertüre. Und noch mehr bunte Zuckerdeko.

Dann versinkt sie für zwei Wochen in ihrer Küche, von morgens bis abends. Und backt: Engelaugen, Zimtsterne, Mandelplätzchen, Spitzbuben, Vanillekipferl, Schneeflöckchen, Nougatstangen, Bärentatzen, Amarettini, Feenküsschen, Anisplätzchen, Spritzkuchen, Linzer Plätzchen und und und. Der Backofen wird nicht kalt. 40 Sorten Kekse stehen am Ende der beiden Wochen perfekt mit Guss und Zuckerdeko verziert in Keksdosen und Plastikboxen aufgereiht auf dem Boden im Gästezimmer. Und Katrin ist begeistert. Auf dem Foto auf ihrem Instagram-Account steht sie erschöpft, aber triumphierend hinter ihren süßen Werken. Das soll ihr erst mal jemand nachmachen!

Es ist Advent auf Instagram, Tiktok und Facebook. Und es ist Stress. Alles wird perfekt in Szene gesetzt und fotografiert. Wohnräume bekommen Dekorationen in Grün und Weinrot oder stylisch-feminin in Weiß und Rosé. Engelchen, Girlanden, künstliche Kamine und sogar mehrstöckige Weihnachtsdörfern mit glitzernden Fallerhaus-Idyllen halten Einzug in verdutzte Wohnzimmer. Alles wird ausgeleuchtet, fotografiert, und dann hundertfach geliked und bewundernd kommentiert. Puhhhh!

Ich selbst liebe es auch, Kekse zu backen und unsere Wohnung adventlich zu dekorieren. Gerade in diesem Jahr konnten es gar nicht genug Lichterketten sein. Das ganze erste Adventswochenende habe ich voller Genuss mit Backen und Adventsgestecken verbracht. Das sind wunderschöne Möglichkeiten, um die Adventszeit zu genießen und sich auf Weihnachten einzustimmen. Gerade in Krisenzeiten hat man wohl noch mehr Bedürfnis danach.

Wir leben in schwierigen und beunruhigenden Zeiten. Ich wünsche allen, dass sie im Advent auch mal abschalten und genieße können. Das gelingt aber leichter, wenn der Advent zu keinem Wettbewerb um die schönste Deko und das raffinierteste Gebäck wird.

Und was ganz wichtig ist: Der, um den es im Advent eigentlich geht, Jesus, ist ganz unfotogen zur Welt gekommen. Kein dekoriertes Kinderbett, kein Glitzer, sondern eine ärmliche Futterkrippe aus Holz. "Und das habt zum Zeichen. Ihr werdet ein Kind finden, eingewickelt in Windeln und in einer Krippe liegend." Nicht mal eine Lichterkette oder Lametta gab es da in Bethlehem. Seine Botschaft war nicht Perfektion, sondern wurde gerade im Unperfekten sichtbar, im Scheitern und in Dunkelheit. Die Heilige Nacht war so vieles, aber eines nicht. Perfekt. Und für Instagram hätte sie auch nichts hergemacht. Gott sei Dank!

Autor/Autorin

  • Pastorin Jeannette Querfurth

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