Auf ein Wort Neid und Gönnen können
Standdatum: 30. Juni 2024.
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"Möge der Bessere gewinnen". Das sagt sich so leicht. Aber ist das wirklich ernst gemeint? Oder möchte man doch, dass die eigene Mannschaft gewinnt und neidet anderen den Sieg? Pastorin Sabine Kurth spricht über das Gönnen und Neiden.
"Möge der Bessere gewinnen" – so sagt man es häufig vor einem Wettbewerb. Möge die bessere Mannschaft diese EM gewinnen. Aber: Meine ich das wirklich immer, wenn ich das sage? Eigentlich möchte ich ja, dass die deutsche Mannschaft gewinnt. Und wenn es dann nicht klappt? Wenn sie verlieren? Wenn im Finale Italien, Frankreich oder Spanien mit der Trophäe davonziehen? Dann bin ich nicht mehr ganz so großzügig mit dem: Möge der Bessere gewinnen. Dann vergleiche ich und werde neidisch auf den Erfolg der anderen.
Der Vergleich mit anderen macht oftmals unzufrieden. Der Vergleich im Sport, aber auch der Vergleich in meinem Leben. Andere haben es viel besser als ich. Sie sind angesehen, attraktiver. Sie haben mehr Geld, können an Traumorte in den Urlaub fahren. Haben das neuste Handy, sind gesünder und fitter.
Ich habe dagegen immer das Gefühl, ich muss mich dauernd anstrengen, beweisen, kämpfen, werde nicht gesehen mit meinen Bedürfnissen. Ich habe das Gefühl, zu kurz zu kommen. Und dann werde ich neidisch. Neid ist gefährlich. Immer auf andere gucken, was die haben, kann das Leben versauern.
Schon die Bibel kennt solche Beispiele und versteckt sie nicht: Da gibt es Joseph. Er wurde von seinen Brüdern in die Sklaverei verkauft. Ihr Vater hatte ihm einen prächtigen Mantel geschenkt. Damit stolzierte er herum und machte sich wichtig. Betonte, dass er der Lieblingssohn sei. Die Brüder fühlten sich ungerecht behandelt und waren so eifersüchtig, dass sie Joseph verschwinden ließen und dem Vater sagten, er sein von einem wilden Tier getötet worden. Der Schmerz des Vaters war ihnen egal, sie hatten ihre Rache.
Neid ist das Gefühl, zu kurz zu kommen. Ungerecht behandelt zu werden. Doch Neid kommt vor allem auf, wenn ich nur auf das sehe, was ich nicht habe, was ich nicht kann, wo etwas fehlt. Aber so möchte ich nicht durch das Leben gehen.
Ich möchte auf das sehen, was Gott mir alles schon geschenkt hat, was mein Leben rund und schön – und reich – macht. Dann muss ich nicht neidisch auf andere sehen. Dann fällt es mir leicht, anderen ihr Glück und alles Mehr zu gönnen. Dann kann ich sogar beim Fußball großzügig sein und der besseren Mannschaft den Titel gönnen.