Auf ein Wort Ja, ist denn hier noch Weihnachten?

Sonnenstrahlen scheinen durch dunkle Wolken

Ja, ist denn hier noch Weihnachten?

Das Weihnachtsfest markiert einen Anfang und ist kein Abschluss-Fest, sagt Propst Bernhard Stecker. Es gleiche eher der Grundsteinlegung als der Fertigstellung eines Gebäudes.

Bild: Imago | blickwinkel

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Das Weihnachtsfest markiert einen Anfang und ist kein Abschlussfest, sagt Propst Bernhard Stecker. Es gleiche eher der Grundsteinlegung als der Fertigstellung eines Gebäudes.

Es ist doch eigenartig: Wenn diese Woche Weihnachten gefeiert wird, ist das für viele der Abschluss einer schönen, langen Vorbereitungszeit. Wochenlang haben wir uns auf das Fest vorbereitet: durch Süßspeisen und Gebäck, durch Dekoration mit Sternen und Engeln, Kränzen und Kalendern, durch Glühwein und Schmalzgebäck und vielleicht ab und zu durch einen frommen Gedanken.

Und dann ist Weihnachten – und alles ist vorbei. In den Kirchen überleben die Bäume noch ein paar Wochen, wirken aber am Ende immer leicht deplatziert und Kirchenbesucher wundern sich: Ja, ist denn hier noch Weihnachten? Im Januar? Fragen sie dann ungläubig. Das ist deshalb so eigenartig, weil Weihnachten kein Abschlussfest ist, sondern einen Anfang markiert. Wir feiern den Beginn eines Geschehens, nicht den fertigen Abschluss. Eher die Grundsteinlegung als die Einweihung eines fertigen Gebäudes. Wir feiern, dass Gott Mensch wird als kleines Kind. Da beginnt der Weg von Jesus erst. Da ist er nicht zu Ende!

Aber: Es ist eine wichtige Etappe geschafft. Da würden mir sicher alle Mütter zustimmen, die eine Geburt hinter sich gebracht haben. Auch da beginnt der Weg mit dem Kind erst, aber das ist schon mal geschafft und es besteht aller Anlass, innezuhalten, nicht einfach weiterzugehen und nur nach vorn zu schauen. Dann ist der Moment der Dankbarkeit und Freude.

Genauso Weihnachten: Eine lange Zeit der Vorbereitung auf diesen Moment ist zu Ende. Nicht nur die Schwangerschaft Marias, sondern im Grunde die ganze Geschichte Gottes mit seinem Volk.

Von Adam und Eva, Noah und Abraham, über die Befreiung aus Ägypten und den Weg durch die Wüste bis zu den Gottesdiensten im Tempel und den Mahnungen der Propheten: all das diente der Vorbereitung darauf, dass Gott endlich selbst in die Geschichte tritt und Mensch wird.

Das ist an Weihnachten geschafft und Grund für einen Moment des Innehaltens und der Freude. Nicht gleich wieder nach vorne schauen, sondern einfach den Moment genießen. Viel zu oft schauen wir in unserer Welt immer nach vorne, auf das nächste Großereignis, den nächsten Kick, den neuesten Schrei. Ja, an Weihnachten geht etwas zu Ende und ist vorbei, und bald werden neue Herausforderungen kommen. Aber jetzt ist die Zeit, auf das zu schauen, was geschehen ist. Mit Freude und Dank.

Autor/Autorin

  • Propst Dr. Bernhard Stecker

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Der Morgen mit Britta Uphoff und Philipp Kolanghis

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