Auf ein Wort Ich bin da

Sonnenstrahlen scheinen durch dunkle Wolken

Ich bin da

Der Arzt Mohammed aus Syrien ist schon lange im ehrenamtlichen Team der „Tafel“. Vor 15 Jahren ist er vor dem Assad-Regime nach Deutschland geflohen. Hat seine Familie lange Jahre nicht gesehen. Nach dem Sturz des Regimes kann er seine Lieben nun wiedersehen. Ein himmlischer Moment.

Bild: Imago | blickwinkel

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Der Arzt Mohammed aus Syrien ist schon lange im ehrenamtlichen Team der „Tafel“. Vor 15 Jahren ist er vor dem Assad-Regime nach Deutschland geflohen. Hat seine Familie lange Jahre nicht gesehen. Nach dem Sturz des Regimes kann er seine Lieben nun wiedersehen. Ein himmlischer Moment.

Eine Freundin von mir arbeitet bei der "Tafel." Das Team kommt schon früh am Morgen zusammen, sichtet die gespendeten Lebensmittel, und ordnet alles übersichtlich an. Bevor die Türen geöffnet werden, kommen die Helferinnen und Helfer regelmäßig zu einer Tasse Kaffee zusammen und tauschen sich aus.

"Ich möchte Euch mitteilen", sagt Mohammed vor einigen Tagen mitten in das allgemeine Gemurmel hinein, "ich möchte Euch sagen, dass ich in der kommenden Woche nicht da bin. Ich fahre für 14 Tage nach Hause, nach Syrien."

Sofort ist es vollkommen still. Alle wissen, dass Mohammed vor 15 Jahren aus Damaskus geflohen ist. Er war Verfolgter des Assad- Regimes und musste – zusammen mit seiner Frau – um sein Leben fürchten. "Ich kann zu Besuch nach Hause kommen, meine alte Mutter sehen, meinen Sohn, die Enkelkinder, die Mitglieder meiner großen Familie." Aus seinen tiefbraunen Augen schießen die Tränen hervor. Tränen der Freude, Tränen der Erleichterung.

15 lange Jahre lang hatten sie nur Kontakt über das Internet. Ausschließlich über Bilder und Videos hat er die Kleinen aufwachsen sehen, die er nun ganz bald zum ersten Mal in die Arme schließen wird. "Ich habe die Hoffnung nie aufgegeben,"  sagt Mohammed, "aber dass es so plötzlich möglich ist, ist überwältigend."

Seit mehreren Jahren ist Mohammed Teil des Tafel- Teams. Seine Sprachkenntnisse sind so hilfreich, seine kulturelle und religiöse Herkunft geben vielen Besucherinnen und Besuchern ein Stück Geborgenheit. Sie teilen das Gefühl von Heimweh, aber auch die Dankbarkeit darüber, hier in Sicherheit zu sein.

Mohammed hat zu dieser offenen und freundlichen Atmosphäre immer sehr beigetragen. "Als er seine Ansage beendet hat", erzählt mir meine Freundin, "haben wir alle geweint. Wir sind aufgestanden und haben uns in die Arme genommen. Und weißt Du, was ich da gefühlt habe? In mir breitete ein Engel seine Flügel aus und sagte: 'Ich bin da!'"

Autor/Autorin

  • Edda Bosse

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